Schmerz

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Über was schreibe ich heute. Über etwas, wo jeder denkt, er wisse ganz genau was das ist. Und dass es ihn gibt, und warum es ihn gibt. Vielleicht, vielleicht ist es aber doch etwas anders…

Ja, es gibt Schmerz. Die Empfindung als solche. Aber wer sagt uns, dass dieser Schmerz schlecht sein muss… Das was wir gelernt und überliefert bekamen. Von Kindheit an. Schmerz ist schlecht. Trauer ist schlecht. Alles was sich unangenehm anfühlt, Verlust, Eifersucht, Angst… all das ist schlecht. Prädikat erhalten. Abgespeichert. Und von nun an bewerten wir es genau so. Haben wir eine dieser Empfindungen „geht“ es uns also schlecht.

Natürlich… wenn ich mir ein Bein breche… das ist nicht schön. Aber reicht es nicht, dass das Bein gebrochen ist. Muss ich wirklich noch all die Bewertungen und Geschichten hinzu addieren zu dem eigentlichen physischen Schmerzen, den ich ja ohnehin habe, egal ob ich nun erzähle „aua mein Bein tut weh. Das ist so schrecklich. Letzte Woche hat doch erst meine Freundin Schluss gemacht. Mein Job ist auch nicht schön…warum „geht“ es mir so schlecht?“… was geht? Wohin geht das was uns da schlecht geht? Oder fühlen wir uns schlecht, weil eben alles nicht geht?

Wie? Was heißt alles geht nicht? Das heißt: Lassen wir alles, was wir erleben, einfach nicht gehen, sondern addieren es zu etwas, das unsere persönliche Leidens-und Lebensgeschichte ergibt.

Und dann geht nichts mehr, weil wir nichts gehen lassen!!!

Addieren es und definieren uns dadurch. Denken wir kennen uns dadurch. Denken das sind wir. Die Summe all der Geschehnisse und Erlebnisse und alles zusammen… Vor allem unser Schmerz! Der ja immer schwerer wiegt als die positiven Erlebnisse. Vor allem unsere Krankheiten… Vor allem die Verletzungen. Ja, und hier besonders die, die wir auf der seelischen Ebene erfahren haben.

Jede Trennung, jeder Betrug, jedes Verlassen Werden, alles, alles was uns passiert ist ergibt für uns das, was wir jetzt sind:

Eine freundliche und offene Person die leicht vertraut, wenn ihr noch nicht viel Schmerz zugefügt wurde.

Oder eine verschlossene, die nichts mehr wagen will, weil der letzte Aufschlag auf dem Boden, das letzte Erwachen in der Wirklichkeit so hart war, dass wir das nie wieder erleben möchten.

Wie können wir das aber sein, wenn doch äußere Umstände in dem Fall bestimmen, wer wir sind? Haben wir selbst nichts mitzureden? Sind wir ein Spielball dessen, was uns passiert? Miese Vergangenheit = Pech gehabt, mit Dir wird das nichts mehr? Oder wie?

Wir sind doch eigentlich die Essenz. Das was in die Eizelle hineinschlüpfte, damals, bei der Befruchtung. Und vor allem das, was wir davor waren. Und das, was Gott, die Urkraft, die Essenz, oder wie wir uns auch nennen, mit uns geschaffen hat und das, was eigentlich auch immer mit ihm verbunden ist. Und nun sind wir plötzlich die Summe all unserer Schmerzen und all unser Verhalten rechtfertigt sich dadurch, was wir doch alles Schlechtes erfahren haben?

Oder ist das ganz anders mit dem Schmerz? Können wir uns dafür entscheiden, aktiv, den Schmerz zwar zu fühlen, ihn aber nicht festzuhalten und Geschichten darum zu erfinden, sondern einfach nur zuzulassen. So wie er ist. Um ihn dann auch mal gehen lassen zu können.

Was nützt es uns denn, in der Vergangenheit zu verharren? Hilft es uns dabei, das Jetzt zu leben? Natürlich nicht! Warum nicht? Weil wir wissen dass sich alles jederzeit ändern kann. Jederzeit. Jede Sekunde. Positiv oder negativ. Leben ist nichts anderes als kontinuierliche Veränderung. Was also sind wir, wenn Leben Veränderung ist? Wenn unsere Gefühle, unser Gesundheitszustand, unsere Erfahrungen, alles, sich andauernd wandelt… das können ja wir dann nicht sein, die Summe aus all diesen Dingen. Wir müssen also was anderes sein. Das ICH muss was anderes sein, als das, was wir dafür halten. Das wir ist nicht unsere Geschichte. Und auch nicht unser Schmerz. Das ICH ist das, was ist, wenn von all dem nichts mehr ist. Davor und danach. Und in alle Richtungen. Das ich ist das, was nicht getrennt ist von seinem Ursprung. Unser Wesen, unser Sein, in seiner reinsten Form. Im Urzustand. Ohne Gedanken die bewerten und verwirren.

Schwer zu verstehen erst einmal. Und ich bin selbst Anfängerin darin, das zu leben, was ich denke, dort hinter all dem, hinter aller Dunkelheit wenn man meint es geht nichts mehr, zu fühlen und zu sehen. Einen Ort, in dem wir all das nicht mehr sein müssen. An dem wir einfach leben und sein können. Freiheit. Wir brauchen dann keine Vergangenheit mehr über die wir uns definieren und können unseren Schmerz gehen lassen. Sollten wir körperlich schwer erkrankt sein, und starke Schmerzen aushalten müssen… selbst dann kann uns bewusst werden dass dies nicht wir sind. Dass dies eine Empfindung ist, die durch welchen Umstand auch immer in unser Leben getreten ist. Vielleicht als Hinweis, vielleicht als Warnung, vielleicht als Stopp-Schild, als Notbremse… Das könnt ihr nur selbst herausfinden. Die Seele wird immer eine Möglichkeit finden, sich auszudrücken. Hört man auf die leisen Signale nicht, werden sie immer lauter.

Bis selbst Du, ja DU, sie nicht mehr überhören kannst. Das Leben findet seinen Weg. Hat ihn vor Dir gefunden, und wird ihn nach Dir finden. Die Frage ist immer, was man will…

Ist es nicht klüger vorher inne zu halten und in Dich zu schauen. Zu überprüfen wessen Weg es ist, den ich da eigentlich gehe. Zu fragen auf was mich meine Beschwerden und meine schwierige Lebensgeschichte hinweisen wollen? Zu fragen: Wie kann ich mich von all dem Lösen?

Oder noch besser, wenn ich ein paar Schritte überspringen will… aufhören Fragen zu stellen und anfangen zu leben.

Denkst Du noch oder lebst Du schon?

Leidest Du noch oder folgst Du schon Deiner Intuition?

Schwimmst du noch gegen den Strom des Lebens oder lässt du Dich bereits im Vertrauen darauf, dass du ursprünglich perfekt bist, warst als Du gekommen bist, und auch wieder sein wirst wenn Du gehst, treiben in die Richtung, in die das Leben fließt. Denn da wo es fließt, dort ist es für Dich vermutlich richtig.

Und die Schmerzen… sind Wegweiser. Wegweiser für Dich. Aber sie sind nicht Du.

Egal wie schlimm, sie sind niemals Du.

Aber Du kannst sie schon fast sehen wie ein Lebewesen das sich dadurch nährt, dass du es immer wieder aktivierst durch Erzählungen, schwere Gedanken, Ängste die sich speisen aus negativen Gedanken… und diese Lebewesen wollen leben. Sie tun also alles dafür, dass sie nicht sterben müssen. Und begibst du Dich auf den Weg der Heilung…. versuchen sie alles in dein Leben zu ziehen, was dich davon abbringt. Und lernst du jemanden kennen, der dich bereichern kann, tun sie alles dafür, diese Person schlecht zu machen. Versuchen die wundesten Punkte der anderen Person zu treffen, solange bis sie Dir wirklich etwas antut. Nur um zu bestätigen: Der/Die ist nicht gut für mich. Um Dich von all diesen Versuchen nicht abbringen zu lassen davon, was Du willst… zu Dir finden, gesund werden, deinen wahren Weg gehen… musst Du so gut es geht bei Dir sein im vollen Bewusstsein. Wenn Du komplett in und bei Dir bist, kann Dir nichts etwas tun.

Kontakt mit Ahnen, Geistern, was auch immer im schamanischen Bereich…. kann Dich dabei unterstützen. Das ist mein Weg, ein Teil davon, warum ich hier bin. Aber sicher nicht alles.

Findest Du etwas anderes, das Dir auf dem Weg zu Dir selbst hilft, dann mache das. Kopfstand, Buddhismus, werde Amazone, Gärtner, Osterhase… was es auch ist. Nimm alle Religionen der Welt für einen Tag an oder weise alle von Dir. Rasiere dir die Haare oder lass sie Dir wachsen bis du dich damit einwickeln kannst. Egal was Du tust, Hauptsache, du tust überhaupt irgendwas in die Richtung, Dein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Ich nehme davon Abstand zu behaupten, dass ich all das schon kann, nur weil ich es bei anderen ganz gut sehen kann. Nur weil mir Dinge klar und immer klarer werden, nur weil die Geisterwelt eventuell Botschaften übermitteln will durch mich. Was ich hier schreibe kann und wir immer nur subjektiv, bruchstückhaft und niemals perfekt sein. Aber ist es auch nur ein kleiner Teil, der jemandem hilft, so war es das schon wert. Und wenn ich es selbst immer wieder und immer öfter schaffe, darauf selbst zu hören, innezuhalten und immer wieder Klarheit zu bekommen, dann ist es das auch schon wert.

Du bist nicht Dein Schmerz. Dein Schmerz darf gehen. Du kannst jetzt anfangen zu leben. Frei!

© CHIA, 13.10.2015

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